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Lutherkirche Ossa

Geschichtliches zur Lutherkirche Ossa

Der Ort Ossa bei Geithain

letzte Änderung: 21. Mai 2023, 11.30 Uhr durch Chr. Zange

Die Ortslage

Lutherkirche Ossa - Zeichnung: Johannes Möller
Lutherkirche Ossa – Zeichnung: Johannes Möller

Ossa, welches in grauer Vorzeit von den Sorben erbaut und Ozze, Oßa oder Oße genannt wurde, liegt südwestlich der Stadt Rochlitz, nordwestlich von Penig, östlich von Kohren und südlich von Geithain in einer anmutigen und fruchtbaren Umgebung.

Das ehemalige Rittergut, welches natürlich den ältesten Bestandteil des Dorfes bildet, steht am steilen Abhang des Kirchberges, der nach Osten zu in einer Hochebene ausläuft.

Die Gebäude des Rittergutes bildeten einstmals drei Höfe von verschiedener Größe. Bei der Erbauung des dreigeschossigen Herrenhauses wurde der Grund des ehemals hier befindlichen Schlosses benutzt.

Auf derselben Anhöhe wie das Rittergut liegen auch Kirche, Pfarrhaus, Kirchschule und Gottesacker, sowie der größte Teil des Dorfes.

Ein weiterer Teil des Ortes ist auf der dem Rittergut gegenüberliegenden Höhe, an der Straße, die nach Kolka führt, erbaut worden, während sich die übrigen Häuser im Tal an dem sogenannten Ossaer Bach hinziehen.

 

Die Dörfer um Ossa

Das nächstälteste Dorf ist Kolka, andere Namen sind auch Golikaw, Golkau, Golicka und Golga gewesen, deren Bedeutung auf den slawischen Personennamen Kulkow zurückzuführen sein soll. Kolka liegt von Ossa in westlicher Richtung und zieht sich am Ossaer Bach „Katze“ nach Syhra hin.

Die anderen Dörfer der Kirchgemeinde Ossa sind dem Namen nach deutschen Ursprungs. Sie gruppieren sich mit Kolka zu einem Kreis um das Kirchdorf herum. Von rechts nach links folgt von Kolka aus zunächst Niederpickenhain (auch Niederpicken, Niederbichen oder auch Unterpicken genannt). Nach Osten reiht sich Wenigossa (auch Wenigoßa, Winkossa, Kleinossa und heute liebevoll „Winzsche“ genannt) an. Südöstlich von Ossa folgt Oberpickenhain, welches heute zur Kirchgemeinde Rathendorf gehört. Weiter nach Osten zu liegt Seifersdorf (auch Seiersdorff, Seigersdorf, Seyffersdorff oder auch Siegfriedsdorf genannt), welches 1839 nach Narsdorf eingemeindet wurde. Endlich schließt den Kreis das Dorf Bruchheim (auch Bruchhainb oder nur Bruch abgeleitet von dem altdeutschen Bruock, was Sumpf bedeutet). Von den Geithainern wurde es zunächst immer nur das Dörfchen genannt. Alle diese Orte sind nach Ossa eingepfarrt.

 

Die Kirchgemeinde

Die ehemalige Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Ossa gehört zum Kirchenbezrik Glauchu-Rochlitz. Der Pfarrer von Ossa hatte bis 1575 die Filialkirchgemeinde Syhra mitzuverwalten.

Seit 1994 war Ossa Schwesternkirchgemeinde von Syhra und Niedergräfenhain gewesen. Und 1998 wurden die drei Gemeinden dann vereinigt zur Kirchgemeinde Syhra-Niedergräfenhain-Ossa., diese wiederum nun seit dem 1. Januar 2005 zum Kirchspiel Geithainer Land gehört.

 

Das Rittergut – die Herren von Ossa

Der Besitz des Rittergutes Ossa wechselte sehr oft.

Bis 1578 besaßen es die Edlen von Ossa, deren Stammhaus es war. Auch der zur Zeit der Reformation als Politiker berühmte Melchior von Ossa wurde hier geboren. Die Wappen der Herren von Ossa waren drei rote Rosen auf schwarzem Grunde und ein Paar Adlerflügel auf dem Helm.

Danach übernahm eine Familie von Neumann das Rittergut.

Es wurde 1679 an Christian von Schweinitz, des Römischen Reiches Erbritter und Obersten sowie auch Oberkommandanten der Artillerie zu Danzig verkauft. Er war der zweite Gründer von Ossa.

Die folgenden Besitzer des Rittergutes waren Joachim Friedrich von Werdern, Adolph Nicolaus Sahren von Sahr, Christoph aus dem Winkel, Hans Christoph von Wolfersdorf, Wilhelm Christian von Brandenstein und zuletzt die Herren von Bastianeller.

Einstmals besaß das Rittergut einzelne Güter in den naheliegenden Dörfern Walditz, Linda und Meusdorf, diese wurden aber an die Herren von Einsiedel verkauft.

 

Krieges- und Pestzeit

Im Dreißigjährigen Krieg hatte auch die Bevölkerung von Ossa schwer zu leiden. In den Kirchenbüchern wird von böhmischen Exulanten berichtet, die es nach Ossa verschlagen hatte. So waren im Oktober 1632 Hof und Pfarre zum dritten Mal geplündert worden. Auch wütete die Pest, die die Menschen scharenweise dahinraffte. Von November 1632 bis Ende 1633 starben im Ossaer Kirchspiel 211 Personen meist an dieser Seuche  während in den Jahren davor die durchschnittliche Sterblichkeit bei 15 Personen im Jahr lag. Doch die Bewohner gaben nicht auf. So wird berichtet, daß im Jahr 1634 im Kirchspiel 24 Trauungen stattfanden. Im selben Jahr, am 25. September 1634, zog General Brann durch Ossa und plünderte alles aus. Die Bevölkerung floh aus Angst vor dem Krieg in die Wälder. 1673 wohnten im Dorf Ossa außer dem Pfarrer und dem Lehrer nur noch drei Hauswirte.

 

Die Lutherkirche Ossa

Der älteste Teil der Kirche ist eine kleine romanische Anlage aus dem 12. Jahrhundert, von welcher nur der westliche Teil, die südliche Umfassungsmauer und das Chorhaupt erhalten sind. Den massiven Westwinkel krönt ein gleichschenkliges, reichgebildetes Kreuz aus Rochlitzer Porphyr.

Am Anfang des 13. Jahrhunderts wurde ein Kirchturm errichtet.

Die Erweiterung der romanischen Kirche erfolgte um die Wende des 15. Jahrhunderts durch die Familie von Ossa.

Man verbreiterte das Schiff nördlich und teilte es durch drei achtseitige Pfeiler in zwei Schiffe.

Der romanischen Südpforte wurde eine kleine Halte vorgelegt. Zwischen Vorhalte und Westwinkel entstand ein Treppentürmchen. Damals soll die Kirche nach Osten zu um den derzeitigen Altarplatz verlängert worden sein.

 

Die Glocken

Am 25. Februar 1602 schlug der Blitz in den Turm ein, worauf dieser, mit großen Teilen des Kirchendaches, in Flammen aufging. Damals schmolzen auch die vorhandenen drei Glocken.

Nach Aufbau des neuen Kirchturmes und der Reparatur des Daches wurden wieder drei Glocken geweiht. Die beiden größeren wurden von Christoph Große in Leipzig und die kleinere von Gabriel und Zacharias Hilliger in Freiberg 1616 gegossen.

Ein drittes Mal wurden drei Glocken 1854 angeschafft, die durch Carl Friedrich Ulrich in Apolda gegossen wurden. Die große Glocke ging in einem der beiden Weltkriege verloren, so daß zur Zeit nur die kleinere und die mittlere Glocke ertönen können. Die Glocken werden heute noch mit Hand geläutet.

 

Die Orgel

Anfang 1721(?) wurde die Anschaffung eines neuen Orgelwerkes beschlossen.

Das Kirchengestühl

Ein Zimmermann aus Syhra fertigte neues Kirchgestühl.

Ein Bildhauer aus Kohren wurde veranlaßt, einen neuen Altar und zugleich auch die Bildhauerarbeiten am neuen Chor zu verfertigen, sowie die Kanzel zu versetzen.

Mit den Malerarbeiten wurde damals ein Meister aus Leipzig betraut.

Erst 1828 erhielt die Kirche ein neues Orgelwerk und eine neue Sakristei.

Einen zweiten gründlichen Umbau erfuhr die Kirche dann im Jahr 1892.

An der Südseite wurde die kleine Kirchentür zugemauert und an der Westseite ein Portal, das derzeitige Hauptportal, eingebrochen. Und an der Nordseite wurde bei der alten Sakristeitür eine Sakristei und darüber die Patronatsloge sowie ein Treppenhäuschen mit Eingangstür angebaut.

Sämtliches Gestühl des Schiffes und der Emporen wurde aus der Kirche gerissen, die alte Sakristei und das Chor über dem Altar, sowie die geistlichen und herrschaftlichen Kapellen fielen.

 

Der Altar

Der Altar wurde um die Länge der alten Sakristei nach der Ostwand gerückt und dadurch der Altarplatz vergrößert. Auch erhielt der Altar ein Gemälde von Prof. Stichard, Leipzig, es stellt den lehrenden Christus dar.

Im Schiff wurden die drei mächtigen Pfeiler und das Gewölbe heraus gebrochen und man begnügte sich fortan mit nur noch einer Empore.

 

Die Orgel

Die neue Orgel und das Chor wurden gegenüber dem Altar an die Westseite der Kirche versetzt.

Bei der Orgel handelt es sich um eine zweimanualige mit elf klingenden Stimmen von Kreuzbach & Sohn in Borna.

 

Der Taufstein

Ebenso wurde damals der Taufstein von der Mitte an die Nordseite gestellt.

 

Die Holzfelderdecke

Als besonders schönen Schmuck erhielt die Kirche die getäfelte Holzfelderdecke.

 

Die Kirchenfenster

Auch die Fenster wurden erneuert und mit einfachem flachen Kathedralglas ausgestattet.

Die beiden gemalten Chorschlußfenster sind von der Firma Schulze aus Leipzig.

Außerdem erhielt das Gotteshaus bei diesem großen Umbau eine damals hochmoderne Niederdruck-Dampfheizung von Semmler und Ahnert in Altendorf-Chemnitz und eine Beleuchtungsanlage – geschmiedete Kerzenleuchter – von Rose, Kohren.

Am 12. Dezember 1892 wurde die Kirche schließlich als Lutherkirche durch den damaligen Superintendenten Clauß neu eingeweiht.

Sie war damals eine der schönsten Kirchen weit und breit.

 

Die Büsten von Luther und Melanchton

Die Büsten von Melanchton und Luther, die sich nun im kleinen Ortsmuseum in der ehemaligen Patronatsloge befinden, waren ursprünglich in Nieschen an der Schule zu Ossa aufgestellt und wurden von dort bei einer sozialistischen Reinigungsaktion ca. 1976 entfernt.

Um die Kirche herum, nur die Nordseite ist frei, liegen die Gräber des Kirchhofes. Seit geraumer Zeit finden dort keine Beerdigungen mehr statt.

 

Es wir weiter gebaut haben…

Für die nächsten Jahre hat sich die Kirchgemeinde Ossa vorgenommen, die Renovation des Kirchgebäudes innen wie außen abzuschließen.

Zuerst wurden die Fenster erneuert und repariert. Inzwischen sind auch Außenfassade zum Teil neuverputzt und gemalert worden. 1999 wurde zuerst der Turm neu gedeckt, targende Balken ausgetauischt und auch die Turmbekrönung mit erneuert.

Das Dach des Schiffes wurde dann 2002 neu gedeckt und es wurden Deckenbalken ausgewechselt, weil der Hausschwamm im Gebälk war. Ausführender Betrieb war die Firma Dietze, Geithain.

In die Kirchenbänke wurden nun 2006 eine Elektroheizung der Firma Gräfe, Lunzenau, eingebaut. Und der erste Bauabschnitt – der westliche Innenraum innen – abgeschlossen.

Nun ist noch geplant, das Geläut zu automatisieren, in dem Läutemotoren eingebaut werden sollen.

Nach erfolgter Neudeckung des Daches der Kirche, was durch die Deutsche Stiftung Denkmalsschutz unterstützt wurde, ist nun, wie gesagt, mit der Innenrenovation begonnen worden.

 

Der neue Friedhof – Gottesacker II

Etwas entfernt von der Kirche, am östlichen Ende des Dorfes, im rechten Winkel zwischen der Straße nach Narsdorf und dem Weg nach Bruchheim, liegt der Gottesacker, der seit 1612 in Gebrauch ist.

 

Das Pfarrhaus Ossa

Das Pfarrhaus wurde um 1575 erbaut und 1768 wesentlich erneuert. Fast einem Neubau gleich kam dann die Erneuerung von 1873. Bereits 1892 wurde das Pfarrhaus mit einer Wasserleitung versehen wurde.

Nach der Wende 1989 wurde es schließlich 1994 äußerlich gründlich instandgesetzt, der Gemeinderaum renoviert, eine moderne Ölheizung eingebaut und ein Jugendraum im Keller eingerichtet. Später wurde die alte Gemeindeküche geteilt und ein Archivraum eingerichtet.

Als unser neuer Gemeindediakon, Ralf Sämisch nach Ossa kam, wurde für ihn und seine Familie auch die ehemalige Pfarrwohnung saniert und weitestgehend erneuert.

2006 erhielt der Gemeinderaum einen neuen Fußboden und hat nun als Oberfläche einen warmen Belag aus Kork.

2007 wurde die Gemeindetoiletten neu gebaut und eine Dusche eingebaut.

Bei allen Bauarbeiten an Pfarrhaus und Kirche Ossa durften wir immer und immer wieder mit der wunderbaren finanziellen Unterstützung unserer Partnergemeinde aus Nieder-Ramstadt rechnen.

 

Die Kirchschule Ossa

Dem Pfarrhaus gegenüber steht das 1879 neu erbaute Schulgebäude. Vor dessen Errichtung wird von einer Kirchschule berichtet, die mit großer Wahrscheinlichkeit vor dem Jahr 1742 erbaut worden war.

In die Schule wurde 2017 ein neuer Gemeinderaum eingebaut.

Derzeit wird auch der andere Schulraum zu Gemeinderäumen und Toiletten umgebaut.

Franziska und Johannes Möller, Syhra, 2001-2018  und Christian Reichenbach, Ossa, 2008

 

 

Aufnahmen der Lutherkirche

 

Außen

 

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Innen

 

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Die Ausstellung

 

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